Die richte Zeiteinteilung

Sind Sie der Prototyp des ehrgeizig gen, tüchtigen Abteilungsleiters? Machen Sie Überstunden, nehmen Sie Arbeit mit nach Hause, und rühren Sie sich nicht vom Schreibtisch weg? Gehen Sie immer mit der Mode? Denken Sie alles bis ins letzte durch, und reißen Sie sich um neue Pflichten?

Nun, dann sind Sie vielleicht drauf und dran, zu scheitern statt Karriere zu machen! Das mag sich merkwürdig anhören, aber man sieht heute manche der alten Rezepte für den beruflichen Erfolg in neuem Licht. Lesen Sie die folgenden, unorthodoxen Ratschläge einmal durch, und messen Sie an ihnen das eigene Verhalten.

•           Machen Sie grundsätzlich keine Überstunden.

Wer es sich angewöhnt hat, nach Dienstschluss hinter seinem Schreibtisch zu hocken, teilt sich seine Zeit schlecht ein. Er beweist damit keineswegs, dass er seine Arbeit beherrscht,

sondern eher, dass er noch nicht gelernt hat, sie zweckmäßig zu erledigen. Der Abteilungsleiter eines großen Industriebetriebs war bekannt für seinen langen Arbeitstag. Die Direktion nannte ihn „unsere rechte Hand“, machte aber vor anderen kein Hehl daraus, dass seine Leistung zu wünschen übrigließ. Er schaffte einfach zu wenig und brauchte für alles zu lange, um das unbedingte Vertrauen der Firmenleitung zu haben. Andere, die abends pünktlich fertig waren, standen in höherem Ansehen.

Ausnahme: Manchmal lassen sich Überstunden nicht vermeiden, besonders wenn etwas Unvorhergesehenes zu einem bestimmten Termin fertig werden muss.

•           Nehmen Sie abends nicht noch Arbeit mit heim.

Das Akten-mit-nach-Hause-Nehmen schadet mehr, als es einem nützt. Meist dient es nur dazu, Entscheidungen und die Durchsicht wichtiger Unterlagen hinauszuschieben. Den Betriebswirtschaftsstudenten der Harvard-Universität wird grundsätzlich mehr Lesestoff vorgeschrieben, als sie bewältigen können, um sie zu selektivem Lesen zu zwingen. Führungskräfte, die Unwichtiges nicht auszusondern imstande sind, zeigen, dass sie ein Grundprinzip des Managements noch nicht beherrschen.

Ausnahme: In seltenen Fällen, etwa wenn man am folgenden Tag einem Vorgesetzten Bericht erstatten soll, kann es notwendig werden, noch die neuesten Informationen durchzugehen. Es besteht jedoch kein Grund, sich die Aktentasche mit weniger wichtigen Papieren vollzustopfen.

•           Sitzen Sie nie den ganzen Tag hinterm Schreibtisch.

Führungskräfte, die von morgens acht bis abends fünf ihr Arbeitszimmer nicht verlassen, sind zu sehr schreibtischorientiert rund nicht aktiv genug. Ein guter Mann weiß, dass er sich auch mal vom Schreibtisch losreißen muss — nicht nur, um persönliche Kontakte zu pflegen, sondern auch, um neue Erfahrungen zu sammeln. Das Entscheidende ist, dass man diese Unterbrechungen der Schreibtischarbeit mit Verstand nutzt. Ein leitender Angestellter, der als Verbindungsmann zu einer Behörde eingesetzt war, pflegte seinen Arbeitstag zweimal in der Woche mit einem Besuch dieser Dienststelle zu beginnen. Dabei stellte er immer wieder fest, dass ein Zwanzigminutengespräch mit den zuständigen Beamten ihm genau so viel einbrachte wie eine Stunde Schreibtischarbeit.

•           Gehen Sie nicht mit der Mode.

Besonders nachteilig im Berufsleben wirkt es sich aus, wenn man dem Vorgesetzten in allem nacheifert. Als der Präsident einer großen Firma sich das Haar wachsen ließ, wetteiferten die Vizepräsidenten, es ihm gleichzutun. Dabei ist eine modische Attitüde im äußeren Habitus vielleicht noch harmlos, während das Mitmachen von Denkmoden einem Manager sehr schaden kann. Man muss im Beruf wie überall sonst im Leben eigene Ideen entwickeln, um vorwärtszukommen. Führungskräfte werden auf ihre Posten berufen, weil sie — überlegt — neue Wege beschreiten und nicht immer nur auf Nummer Sicher gehen. Wer Phantasie, Entschlossenheit und Mut zeigt, eckt anfangs zuweilen an, aber in diesen Qualitäten unterscheiden sich Menschen .mit Selbstvertrauen von solchen, die keins haben.

Ausnahme: Über Erfahrungen darf man sich nicht einfach hinwegsetzen. Manche Arbeitsverfahren haben sich so bewährt, dass man sie sich unbedingt zu eigen machen sollte.

•           Denken Sie eine Sache niemals in allen Einzelheiten durch.

Ein leitender Mann, der jeden I-Punkt und jedes Komma selbst setzen will, nutzt seine Zeit nicht eben gut. Nur wenige Dinge lassen sich hundertprozentig vorausplanen, und ein vernünftiger Chef weiß, dass man überall an Punkte kommt, wo mehrere Alternativen zur Wahl stehen. Seine Aufgabe ist es, diese Alternativen offenzuhalten und dafür zu sorgen,

dass seine Mitarbeiter auch Gebrauch davon machen.

Ausnahme: Es gibt Arbeitsabläufe, die genau durchdacht werden müssen, insbesondere wenn es darum geht, veränderliche Größen in den Griff zu bekommen. Aber selbst hier kann es zweckmäßig sein, Schritt für Schritt vorzugehen und die Dinge in jeder Phase zu überdenken.

•           Übernehmen Sie niemals neue Aufgaben, nur um Ihren Pflichteifer zu beweisen.

Jeder frisch gebackene Diplomkaufmann oder Betriebswirt erstrebt zu Recht Verantwortung, Anerkennung und eine entsprechende Vergütung (in dieser Reihenfolge).Wenn die Qualifikation dafür jedoch fehlt, kann die Übernahme neuer Aufgaben unter Umständen mehr schaden als nützen. Weniges, einwandfrei gemacht, bringt einem wesentlich rascher Anerkennung •ein als viele halbe Sachen.

Ausnahme: Wo qualifizierte Kräfte rar sind, kommt es vor, dass Leute aus freien Stücken Aufgaben übernehmen, für die sie nicht viel mehr mitbringen als guten Willen. Sie vergewissern sich dann aber vorher, dass die Unternehmensleitung das Risiko in Kauf nimmt.

Kurz gesagt: Leitende Angestellte, die eigene Wege gehen, sind deswegen nicht unbedingt auf dem Holzweg. Meist sind es Leute, die genau wissen, was sie wollen, und ihre Ziele konsequent verfolgen.

Weniger Leute + bessere Bezahlung = mehr Leistung

Hier eine wahre Geschichte: Es war einmal in einem großen Unternehmen eine kleine Abteilung mit der typischen Pyramide — ein Vizepräsident, unter ihm ein Direktor, sein Assistent und fünf Sachbearbeiter. Wenn keine Störungen in der Zusammenarbeit mit den übrigen Abteilungen auftreten sollten, musste die Arbeit dieses Teams fehlerlos und bis sieben Uhr abends beendet sein. Sie war es nie.

Woran lag das? Die Sachbearbeiter legten ihre Arbeit dem Direktor vor, der (zum Nachweis seiner Daseinsberechtigung) ein paar Änderungen vornahm und das Ganze dann an den Vizepräsidenten weiterleitete, der ebenfalls (und aus demselben Grund) hier und da etwas korrigierte. Da die Leute aus Erfahrung wussten, dass sie es bei aller Mühe nie recht machen konnten, strengten sie sich gar nicht mehr an. Das Resultat: Die Arbeit wurde immer erst gegen elf Uhr abends fertig und wimmelte dennoch von Fehlern.

In diesem Fall verfiel man einmal nicht darauf, dem Übelstand durch zusätzliches Personal abhelfen zu wollen, sondern entließ den Vizepräsidenten, den Direktor und seinen Assistenten. Die Sachbearbeiter wurden zusammengerufen und davon unterrichtet, wie viel Geld für Löhne und Gehälter zur Verfügung stehe. „Betrachten Sie sich als Kompagnons“, sagte man ihnen dann. „Stellen Sie so viele Leute ein, wie Sie brauchen, messen Sie sich an Gehalt zu, was der Etat hergibt, und sorgen Sie dafür, dass die Arbeit bis sieben fehlerfrei gemacht ist.“

Nach einer gewissen Anlaufzeit klappte die Sache endlich. Es stellte sich heraus, dass die „Kompagnons“ gar keine Hilfe brauchten und deshalb ihre Gehälter um 25 Prozent erhöhen konnten. Sie teilten die Arbeit unter sich und merkten erstaunt, dass sie erst um zehn ins Büro zu kommen brauchten und trotzdem bis vier Uhr alles fertig hatten. Das machte ihnen einen Heidenspaß, und die übrigen Kollegen platzten vor Neid.

Die Moral von der Geschichte: „Mit fünf Leuten, die als Team arbeiten, fährt man erheblich besser als mit achten in hierarchischer Ordnung.“ Oder anders ausgedrückt: „Weniger Leute mit besserer Bezahlung leisten häufig Vorbildliches, ohne dass es mehr kosten muss. Die einzigen, die dabei draufzahlen, sind die Entlassenen.“

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